📚 Leider bin ich seit meinem letzten Post von der Schneeflockenmethode dabei nicht viel weiter gekommen. Mein Schreibkalender, in dem ich markiere, welche Tage ich welchen Umfang beim Schreiben geschafft habe, hat in den letzten 10 Tagen keinen Eintrag. (Die Kette hat eine große Lücke. 😱) Der Grund ist, dass ich andere Verpflichtungen und deshalb einfach keine Zeit hatte.
Aber seit heute sieht es wieder besser aus, sodass ich Euch Schritt 3 der Schneeflockenmethode vorstellen kann. 😃
Beim 3. Schritt widmet man sich seinen Figuren. Für jede Figur, die eine größere Rolle in der Geschichte einnehmen soll, erstellt man zunächst einen kurzen Steckbrief mit Namen, der allgemeinen Motivation, den konkreten Zielen in der Geschichte, den Konflikten und der Entwicklung der Figur während der Geschichte. Außerdem erstellt man aus der Sicht jeder dieser Figuren eine Ein-Satz-Zusammenfassung und eine Ein-Absatz-Zusammenfassung wie in Schritt 1 und Schritt 2. (Im Beispiel oben habe ich natürlich wieder viele Wörter geweißt, damit nicht zu viel von der Geschichte verraten wird.)
Auf dieser Weise stellt sich nicht nur heraus, ob die Geschichte aus allen Blickwinkeln stimmig ist, bevor man die Zeit investiert, sie weiter auszuarbeiten. Man hat auch neue Ideen für die Geschichte, wodurch man aber erneut Schritt 2 anpassen muss. 😅
Für eine gute Geschichte ist es unheimlich wichtig, gute Charaktere zu haben. Sie sind es, die die Geschichte vorantreiben und die bestimmen, wo sie lang geht. Die Charaktere sollten dreidimensional und nicht stereotyp sein, mit herausragenden Charaktereigenschaften.
Für mich ist die Figurenentwicklung durch Rückblicke eine gute Ergänzung, um die Figuren noch besser kennenzulernen und die Charakterzüge noch besser herauszuarbeiten. Dabei schreibe ich eine oder mehrere Szenen, die schon vor der Handlung der Geschichte stattgefunden haben. In diesen Szenen konfrontiere ich die Figuren mit schwierigen Situationen, damit sie auch die Gelegenheit haben, ihren Charakter zu zeigen, das kann z. B. ein Unfall sein oder ein Streit. Meistens haben diese Szenen damit ihren Zweck erfüllt, aber manchmal gefallen sie mir auch so sehr, dass ich sie in die spätere Geschichte mit einbaue.
Für Alex, den Protagonisten aus meinem aktuellen Projekt OS1, habe ich eine Szene geschrieben, die er kurz vor seinem Unfall erlebt hat. Bei ihm ist es besonders wichtig, sein früheres Ich kennenzulernen, weil er sich durch den Unfall sehr verändert hat. In dieser Szene wird sein Verhalten an einem Tatort gezeigt, wo er mit den anderen Ermittlern aneckt, weil sie ihm nicht gut genug arbeiten und er dafür keine Geduld hat.
Hier zeige ich Euch einen kleinen Auszug aus der Szene, in der Alex einen Zeugen befragt, einen Penner, der in der Nähe steht: *** „Bist du schon länger hier in der Umgebung?“, fragte er den Penner, der schon bei seiner Annäherung nervös aufgeschaut hatte und jetzt den Eindruck machte, als wollte er am liebsten das Weite suchen. „Da vorne.“ Er deutete auf einen unbestimmten Ort hinter sich. Die Stimme schien männlich zu sein, nur eigenartig, dass er so glatt rasiert war, wunderte sich Alex zeitgleich zum Riss seines Geduldsfadens. Zu solch einem Gestammel fehlten ihm heute Morgen die Zeit und die Geduld. „Komm, konzentriere dich“, fuhr er den Mann an. „Wo genau warst du?“ Der Penner zog den Kopf zwischen die Schultern. „Auf der Bank“, sagte er kleinlaut und deutete wieder hinter sich. „Hab‘ mich nur’n büschen ausgeruht.“ Alex machte einen Schritt zur Seite und kniff die Augen zusammen. Dann sah er die Parkbank, die sich unscheinbar unter einigen Bäumen befand. Vielleicht hatte der Penner dort übernachtet. „Hast du dort geschlafen?“ Der Mann wich seinem Blick aus. „Nur’n büschen ausgeruht“, wiederholte er. Vermutlich hatte der Mann Angst, dass er ihn wegen irgendetwas belangen wollte. „Ist mir ziemlich egal, was du da gemacht hast“, sagte Alex deshalb. „Hast du gesehen, was hier passiert ist letzte Nacht?“ Der Mann dreht sich ab, zu seinem Einkaufswagen, als wollte er gehen. „Hab‘ mich nur ausgeruht. Bin vielleicht mal eingenickt. Hab‘ nix erkannt.“ Alex packte ihn am speckigen Ärmel seiner Jacke und zog ihn wieder zurück. „Moment, Freundchen, du bleibst jetzt hier und beantwortest meine Fragen.“ Der Penner riss die Augen auf und fing an zu zittern. Alex merkte, dass er zu hart herangegangen war. „Ja, ja, beruhige dich“, sagte er, wie er hoffte in einem sanfteren Tonfall. „Es passiert dir ja nichts. Aber es ist wichtig, dass du jetzt erzählst, ob du etwas gesehen hast.“ „Konnte nix erkennen“, sagte er wimmernd. „Wovon konntest du nichts erkennen? Was ist hier vorgefallen?“ ***
Wer weiß, vielleicht verwende ich die Szene in meinem neuen Buch ja als Rückblick. Was meint Ihr?